KI als Game Changer – oder: Warum der nächste Flossbach nicht Carmignac, sondern Nimbus 2.0 heißen könnte

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Die Saison der großen Anlegermessen ist vorbei. Auf dem Fonds- und Institutional Money- bzw. Private Banking-Kongress standen erneut zahlreiche Fondsmanager (und leider nur wenige Fondsmanagerinnen) im Rampenlicht. Viele von ihnen genießen seit langem Kultstatus. Doch ich möchte eine These aufstellen, die die Zukunft des Fondsmanagements in einem neuen Licht betrachtet: Denn der nächste Starmanager heißt Nimbus 2.0!

Wie bitte?

Im Schatten großer Marken wie Blackrock, DWS oder Fidelity konnten sich in der Vergangenheit regelmäßig immer wieder Newcomer auf der großen Fonds-Bühne etablieren und aufgrund ihrer herausragenden Fondsperformance in kürzester Zeit achtbare Absatzerfolge erzielen. Namen wie Flossbach von Storch, Carmignac, DJE oder Jupiter haben gezeigt, dass klare Positionierung, starke Ausstrahlung und überzeugende Renditen schnell zu Aufmerksamkeit und Erfolg führen können. Sie sind heute in Mannheim nicht wegzudenken.

KI als Game Changer

Mit der rasanten Entwicklung im Bereich der KI könnte sich dieses Spiel jedoch ändern. Eine aktuelle Studie von BCG identifizierte fünf Anwendungen von Generative AI (GenAI), die das Potenzial haben, die Asset-Management-Branche zu transformieren: verbesserte Betriebseffizienz, Mass Customization, Wissensvermehrung, Forschungsbeschleunigung und Vereinfachung bei der Programmierung.

Während all dies die Wirtschaftlichkeit der Big Player verbessern mag (denn sie haben die finanziellen Mittel, um massiv in GenAI zu investieren) und vielleicht die notwendige Antwort auf den hohen Margendruck sein kann, die Rede ist immerhin von 15% Kosteneinsparungspotential, bleibt am Ende für den Kunden die Fondsperformance entscheidend – schließlich wurde Flossbach von Storch nicht für seine effiziente Fondsbuchhaltung berühmt.

Laut einer PwC-Studie wird erwartet, dass von Algorithmen gesteuerte und zunehmend KI-fähige digitale Plattformen (sprich Robo-Advisor) ihr verwaltetes Vermögen bis 2027 auf fast 6 Billionen US-Dollar mehr als verdoppeln sollten. Und genau hier liegt aus meiner Sicht der Game Changer vergraben. Über die Robo-Advisor hinaus.

KI: Der Schlüssel zum Fondsmanagement der Zukunft

Meine These lautet: Der nächste aufstrebende Challenger, vergleichbar mit Carmignac oder Flossbach seinerzeit, wird nicht von einem klassischen Fondsmanager-Star im herkömmlichen Sinne geführt. Sondern es wird ein leistungsstarkes KI-System sein, das die etablierten Fondsmanager herausfordert – nennen wir es Nimbus 2.0. Keine Makrostrategen oder Stock-Picker werden sich durchsetzen, sondern KI-Experten, die aus der Datenflut an den Finanzmärkten systematische Outperformance für Investoren generieren.

Diese Veränderung wird schneller kommen, als manch einer heute noch denkt. Microsoft CEO Satya Nadella rechnete damit, dass 2024 bedeutende Fortschritte bei der generativen künstlichen Intelligenz bringen könnte.

Wir betreten somit eine Ära, in der KI-gesteuerte Fonds nicht nur in den Performance-Rankings überraschen, sondern auch einen signifikanten Anteil in der Asset Allokation ausmachen könnten. Die überlegene Leistung solcher KI-Fonds würde sehr schnell auf die Markenbekanntheit abstrahlen und dabei helfen, das Fondsvolumen anwachsen zu lassen. Wie ChatGPT wäre Nimbus 2.0 in kürzester Zeit in aller Munde sein – und in den Depots der Anleger.

Neben den (schlecht) aktiv gemanagten Fonds könnten auch passive ETFs Marktanteile gegen Nimbus & Co. verlieren – vielleicht sogar überdurchschnittlich stark. Warum? Zum einen, weil sich die Produkte als von Maschinen getrieben ähneln, und zum anderen, weil es zumindest die theoretische Möglichkeit gäbe, mit einer neuen Performance-starken Produktkategorie die so wichtige Margenverbesserung zusätzlich zu unterstützen.

Es wird faszinierend sein zu beobachten, wer in den kommenden Jahren in Mannheim, München oder Frankfurt auf der Bühne stehen wird. Die Zeiten, in denen Fondsmanager allein durch ihre Persönlichkeit und Erfahrung glänzen konnten, dürfte einer neuen Ära weichen. Eine Ära, in der vermehrt IT- und Data-Stars im Rampenlicht stehen und die Zukunft des Fondsmanagements mit ihrer bahnbrechenden KI-Expertise prägen. Strategisch und kommunikativ eine große Herausforderung.

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