Private Equity am Scheidepunkt?

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Der Private-Equity-Sektor sieht sich vor wachsenden Herausforderungen angesichts des gestiegenen Zinsniveaus, das die hoch mit Fremdkapital finanzierten Portfolio-Unternehmen belastet.

Die Ergebnisse einer aktuellen Studie von Arthur D. Little und Invest Europe verdeutlichen die Konsequenzen:

  1. Hohe Zinsen und Inflation werden als negativste Faktoren für den Erfolg gesehen.
  2. Fundraising verlangsamt sich und ein unsicheres Umfeld für Divestments deutet auf längere Haltezeiten im Portfolio hin.
  3. Steigende Fremdkapitalkosten könnten bei längeren Haltedauern die Rentabilität des Investments deutlich beeinträchtigen.
  4. Das operative Management der Portfolio-Unternehmen sieht sich mit einem verstärkten Einfluss der General Partner (GPs) im operativen Geschäft konfrontiert.

Ein Fokus auf Kostenoptimierung geht hierbei oft einher mit verschobenen (Wachstums-) Investitionen in die Zukunft.

In einem derartigen Umfeld sind Leadership und Kommunikation entscheidende Kompetenzen für den Erfolg – und zwar zuerst auf Seiten der Private Equity-Manager und dann auch im jeweiligen Portfolio-Unternehmen.

Warum? Weil Fehler in Führung und Kommunikation unmittelbar zur Folge haben, dass bereits geschaffene Werte nachhaltig vernichtet werden. Und dies geht weit über die gestiegenen Fremdkapitalkosten hinaus (besonders wenn zudem auch noch Konjunktur und Technologie-Druck für angespannte Krisen- bzw. Veränderungsprozesse sorgen).

Denn wie reagieren Management und Mitarbeiter der Portfolio-Unternehmen auf starkes Eingreifen des Fonds ins operative Management? Wenn bestehende Regeln und Unternehmenskultur „von außen“ verändert werden? Wenn Wachstumsträume auf die simple Kennzahl EBIT reduziert werden?

  1. Zunächst entsteht einmal Verunsicherung, im Management und über den Flurfunk dann auch im breiteren Team.
  2. Im Management-Team, den direkt Betroffenen von einer verstärkten Einmischung ins operative Geschäft, kann Motivation und Identifikation rapide sinken – was beides schlecht für deren Führungsaufgaben ist.
  3. Die Mitarbeiterbindung und -loyalität nehmen in der Konsequenz auch in der Breite ab.
  4. Schlüsselpersonen könnten im letzten Schritt das Unternehmen verlassen.

In der Folge leidet das Portfolio-Unternehmen weiter. Ein Teufelskreis beginnt. Noch mehr Personen gehen. In Zeiten des Fachkräftemangels gestaltet sich die Suche nach Ersatz schwierig und langwierig.

Diese Abfolge ist keine Schwarzmalerei. Sie ist leider allzu oft bittere Realität. Ein solcher Prozess der Wertvernichtung erstreckt sich oft über einen längeren Zeitraum und könnte gestoppt werden. Doch im aktuellen Umfeld hoher Zinsen besteht die erhöhte Gefahr einer Beschleunigung solcher Prozesse, weil der Fokus eindimensional auf die Zahlen ausfällt.

Was also tun? Es ist von grundlegender Bedeutung, dass Private-Equity-Fonds Experten für Leadership, Kommunikation, Change Management und Unternehmenskultur an Bord holen. Heute mehr denn je, denn nur mit Excel und Finanzdaten allein wird es oft nicht ausreichen. Es braucht Expertise und eine professionelle Planung für die Entwicklung und Umsetzung eines erfolgskritischen Change-Prozess.

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